Einmal im Jahr warteten die jungen kleinen Engel in der Engelsschule in einem großen Raum auf Ihren Abschluss. Nachdem sie viel gelernt hatten sollten sie von erfahreneren Engeln ihre Flügel verliehen bekommen und jeder Engel bekam auch – je nach seinen besonderen Gaben – einen besonderen Auftrag und eine erste Mission, bei der er zum ersten Mal Menschen begegnen und ihnen helfen sollte.
Die Engel waren ganz aufgeregt. Würden Sie den Abschluss schaffen? Hatten sie schon genug gelernt? Würden sie ihre Flügel verliehen bekommen? Welche besondere Gabe und Mission würde man ihnen zusprechen?
Die meisten jungen Engel waren ganz unsicher, sie fühlten sich noch gar nicht als richtige fertige Engel. Immer wieder hatten sie Zweifel und Ängste. Was ist, wenn ich gar keine richtige Gabe habe? Was ist, wenn ich noch gar nicht so weit bin, einen richtigen Auftrag zu bekommen?
Einer der kleinen Enge rutschte immer wieder unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ein anderer kaute aufgeregt an seinen Fingernägeln. Ein dritter lief im Zimmer auf und ab. Alle schwiegen. Ein vierter Engel war noch aufgeregter als alle anderen. Er brach plötzlich das Schweigen und sprach den Engel der hin und her lief an: „Dir ist es wichtig immer alles im Blick zu behalten. Stehst du deshalb niemals still?“ Der andere Engel blieb für einen Moment stehen. Dann schaute er zur Tür und zu dem vierten Engel. Er lächelte und seine Augen begannen zu leuchten. „Ja.“, antwortete er. „Ich behalte immer gerne alles im Blick und ich blicke voraus und bin immer gerne gut vorbereitet.“ Er erzählte, von seiner guten Beobachtungsgabe und davon, dass es sein Traum sei ein richtig guter Schutzengel zu werden. Der vierte Engel hörte zu und nickte. Und während der andere Engel redete wurde er viel ruhiger und war sich plötzlich sicher, dass er einmal ein guter Schutzengel werden würde. Wenig später sprach der vierte Engel den kleinen Engel an, der an seinen Fingernägeln kaute: „Das sieht doch nicht so schön aus, wenn du an den Nägeln kaust. Eigentlich ist dir doch so etwas wichtig.
Da nahm dieser die Finger vom Mund, schaute auf seine Hände und auf seine Kleidung und wieder zurück zu dem vierten Engel und antwortete: „Ja, eigentlich hast du recht. Mir ist es ganz wichtig, dass alles richtig schön ist. Ich freue mich immer an schönen Dingen. In der Engelsschule habe ich am liebsten gemalt und gestaltet. Ich liebe Blumen und ich habe schon so viel gehört davon, wie Menschen Kirchen und Altäre schmücken. Ich würde so gerne Menschen inspirieren und mich mit ihnen an allen schönen Dingen freuen.“ Der kleine Engel fing begeistert an von wunderschönen Farben und Formen zu erzählen, er brauchte dabei seine Hände zum Zeigen und Gestikulieren. Man merkte ihm an, wie die Aufregung seiner Begeisterung gewichen war. Und jeder konnte sehen, dass er einmal ein sehr guter Blumen- und Gestaltungsengel werden würde.
Danach sah der vierte Engel den Engel an, der so unruhig auf dem Stuhl umher rutschte. Er begann zu der leicht wippenden Bewegung einen Takt zu klopfen. Da wippte der andere Engel um so mehr im Takt. Er fing an mit dem Fingern zu schnipsen und zu singen. Aus dem unruhigen Wippen wurde ein sicherer und gezielter Rhythmus. Der Engel sang dazu mit sicherer Stimme und niemand im Raum hatte noch irgendeinen Zweifel, dass er einmal als Chorengel eine starke stimme in einem Engelschor werden würde.
Die Stimmung im Raum änderte sich. Die Angst wich und die Engel waren auf einmal voller Vorfreude auf ihre Flügel und ihre ersten Aufträge.
Nur der vierte Engel wurde ganz traurig. Er sagte: Jeder von Euch hat eine besondere Gabe, aber ich? Ich kann nicht singen und auch nicht besonders gut Wache halten. Ich kann nicht malen. Es gibt gar nichts, wofür man mir Flügel verleihen könnte oder womit man mich beauftragen könnte. Ihr seid alle so begabt und so stark und, was soll ich tun? Er senkte traurig den Kopf.
Da setzte sich der kleine Schutzengel zu ihm und sagte: „Ich pass auf dich auf.“, der Blumenengel schenkte ihm seine schönste Blume und der Chorengel sang ihm sein schönstes Lied. Aber es half nichts, er wollte sich nicht trösten lassen. Er konnte seine besondere Gabe nicht erkennen.
Da kam einer der Älteren Engel herein. Er richtete den kleinen Engel auf, stellte ihn vor einen Spiegel und verlieh im die Flügel. „Schau genau hin!“, sagte er. Du hast die anderen getröstet, hast ihre Gaben erkannt, ihnen zugehört und hast ihnen die Angst genommen. Deine besondere Gabe ist das Allerwichtigste, was die Menschen immer wieder brauchen. Du sollst zu den Menschen gehen und ihnen die Angst nehmen. Du sollst ihr Vertrauen in Gott und in die Gaben, die er ihnen gegeben hat wieder herstellen. Du sollst ihnen Mut machen füreinander und für andere da zu sein. Du sollst der „Fürchte-dich-nicht-Engel“ sein.
Der kleine Engel war überglücklich. Er spürte die Kraft, die Gott in ihn und in die Worte „Fürchte dich nicht!“ hinein gelegt hatte. Und er freute sich auf seinen (ersten) Auftrag.
Ich weiß nicht, wie es in einer Engelsschule wirklich zugeht und, ob der Engel, der zu Maria und den Hirten einst sagte „Fürchtet euch nicht!“ wirklich so zu seinem Auftrag gekommen ist. Aber ich weiß, dass Gott uns auch zuspricht, dass wir uns nicht zu fürchten brauchen. Ich weiß, dass Gott auch uns besondere Gaben schenkt, die uns helfen füreinander da zu sein. Auch wir können für andere zu Engeln werden.
Welche Gaben beflügeln dich? Kannst du Menschen mit Bildern trösten oder mit Liedern? Kannst du Menschen beschützen oder ihnen die Angst nehmen? Hast du dich richtigen Worte oder kannst du gut zuhören? Schau in den Spiegel, was beflügelt dich?
Mein Name ist Simon von K. Sie sagen, ich habe ein Kreuz zutragen. Sie sagen, ich sei ein „Held des Alltags“ und rühmenmeine Tapferkeit. Dabei habe ich es mir nicht ausgesucht.Mich hat niemand gefragt. Ich wäre gerne wie sie geblieben.Einer der aus sicherer Distanz zuschaut. Einer, der wegschauenkann und weglaufen, wenn es zu viel wird.Sie bewundern mich, heißt es. Sie könnten das ja nicht. Ja,Anerkennung kann manchmal sehr gut tun, aber oft kommtbei mir eher an: „Ich bin froh, nicht an deiner Stelle zu sein.“Das macht einsam. Ich habe mich nicht freiwillig gemeldetdiese Last zu tragen. Ich habe mich oft gefragt: „Warum ich?Ich war doch früher auch wie sie. Was unterscheidet michvon ihnen?“ Ich fühle keine Stärke. Ich fühle mich schwächerals vorher.Sie sagen, sie finden keine Worte. Viele bleiben weg. Auchich weiß oft nicht, was ich sagen soll. Ich kann vieles nichtin Worte fassen. Ich will auch niemanden belasten oder verschreckenmit meinem Schmerz. Es braucht viel Vertrauen,ein Gegenüber zu finden mit dem man das Unaussprechlicheausschweigen, aushalten kann.Sie wünschen mir „Viel Kraft“, wenn sie gehen, dabei wäreihr Dasein meine Stärke gewesen.Sie wünschen mir „Alles Gute“ und fragen, wie es mir geht.Ich sehe die Enttäuschung in ihren Augen, wenn ich nichtsGutes zu berichten weiß.Sie sagen, ich müsse jetzt durchhalten und ich hätte es dochschon so weit geschafft. Ich aber möchte manchmal alles vonmir werfen. Ich denke manchmal, jeder Ausweg wäre besser,als nur ein einziger weiterer Schritt nach vorn.Nein, ich hege keinen Groll. Ich war früher wie sie. Und, beiGott, ich wäre es gerne wieder. Ich habe auch nicht resigniert.Ich bin nicht ohne Hoffnung, nicht ohne Trost. Es gibt einenGedanken, an dem ich mich festhalte: Am Ende ist es SEINKreuz.
Sebastian Keller
Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug. (Mt 27, 32)
Cruz de Ferro, „Eisenkreuz“, so heißt dieser Ort am Jakobsweg,
einem der bekanntesten Pilgerwege der Welt. Das Kreuz
steht in einem Steinhaufen, der ständig vergrößert wird. Die
Pilger*innen legen hier symbolisch Steine und Lasten ab, die
sie mitgebracht und zum Teil über hunderte von Kilometern
auf dem Weg getragen haben. Neben Steinen finden sich hier
auch andere Symbole: Briefe und Bilder von kranken oder
verstorbenen Menschen, Zettel mit Gebeten, Gegenstände,
auch Kreuze die für die Menschen Leid und Lasten symbolisieren.
Großvater war schon sehr alt. Er begann langsam vergesslich zu werden. Er verwechselte die Namen der Enkel immer wieder.
Er wurde oft belächelt, wenn er seltsame Sachen erzählte. Weil er auch nicht mehr so gut hörte und vieles falsch verstand hatte sich die ganze Familie daran gewöhnt nicht alles Ernst zu nehmen, was er so sagte.
Aber an einen Weihnachtstag kann ich mich erinnern, da lachte niemand. Der Großvater hatte die ganze Familie zu sich gebeten. Er wirkte sehr ernst, aber auch irgendwie gelöst und und ruhig.
„Heute will ich Euch vom schönsten Geschenk erzählen, dass ich je bekommen habe und ich will es an Euch weiter geben, begann er.
Wir überlegten, ob es wohl seine Taschenuhr, seine Standuhr oder die große 5 Stöckige Weihnachtspyramide sein könnte.
Doch er holte eine rostige kleine Blechdose hervor. „Diese Dose habe ich von meinem Großvater bekommen und er hat mir ihr Geheimnis verraten. So will ich es auch mit Euch tun. Mit etwas zittrigen Händen öffnete er die Dose. In ihr war eine Hand voll Strohsterne und ein kleiner vergilbter Zettel, wohl eilig herausgerissen aus einem Kalender. Darauf hatte offenbar jemand sehr hastig einige Sätze mitgeschrieben. Der Großvater faltete den Zettel behutsam auseinander, dann setzte er seine Lesebrille auf und begann zu lesen. Dabei schaute er den abgegriffenen Zettel kaum an. Die Worte schienen viel mehr in seinem Kopf, ja in seinem Herzen eingebrannt zu sein, so trug er sie vor. Er hatte sie viele Jahre zuvor aufgeschrieben und wohl schon oft wieder gelesen. „Diese Sterne, mein Junge, sind keine gewöhnlichen Strohsterne. Sie sind schon seit Generationen weiter gegeben worden. Einer von ihnen ist ein ganz besonderer Stern, der ganz besondere Kräfte in sich birgt. Es heißt, dass er Menschen helfen könne ihr Lebensglück zu finden. Du kennst doch die Weihnachtsgeschichte, dass unser Herr Jesus Christus in einem Stall geboren wurde und in eine Krippe gelegt. Später kamen Hirten zu Besuch, ganz arme Leute. Sie hatten selbst kaum genug, um über den Winter zu kommen und sie verschenkten ihre letzte Habe, weil sie in dem neu geborenen Kind ihren Gott und Retter erkannten. Josef aber wollte sie nicht einfach gehen lassen. Er wollte ihnen auch ein Zeichen der Hoffnung mitgeben. Vielleicht haben ihn einige Sterndeuter auf die Idee gebracht. Er formte aus dem Stroh in dem Jesus gelegen hatte kleine Strohsterne und gab sie den Hirten mit.
Stell dir das mal vor. Ein Stern aus dem Stroh, in dem tatsächlich Jesus Christus als Kind gelegen hat. Man sagt, dass dieser Stern besondere Kräfte habe, und, dass wer ihn erkennt ein Leben in Glück und Hoffnung gewinnen könnte. Leider sind die Sterne durcheinander geraten. Aber einer dieser Sterne in dieser Büchse ist der Echte. So übergebe ich Dir heute die ganze Dose. Gib gut acht, dass Du den richtigen nicht verlierst.“ Darauf hin legte der Großvater den Zettel weg. Und wir starrten auf die Strohsterne. Welcher mochte nur der Originale, der Richtige sein? Der Großvater legte die Sterne einzeln auf den Tisch. Einer dieser Sterne, so heißt es gäbe die Fähigkeit glücklich zu werden, Weisheit und inneren Reichtum zu erlangen. Welcher mag es wohl sein?
Welchen hat Josef wohl damals für die Hirten gemacht?
Der Großvater lehnte sich zurück und sah zu, wie unser Interesse an den Sternen wuchs. Sicher ist es der flüchtig gebundene. Josef hat sicher keine Zeit gehabt ihn perfekt zu machen, bevor die Hirten wieder zurück mussten. Er sieht aus, wie ein erster Versuch. Oder es ist der besonders schöne, der schon so wertvoll und liebevoll gemacht aussieht. Oder es ist der mit den abgeknickten Ecken?
Irgendwie muss der Stern ja auch schon sehr alt sein. Wie soll er die vielen Jahrhunderte ohne Schaden überstanden haben?
Unter uns begann ein wildes Raten.
Der Großvater mischte indessen unauffällig einige Herztropfen in seinen Rotwein und fuhr dann gemächlich aber vergnügt fort.
„So einfach ist es nicht, den richtigen Stern herauszufinden. Das ist wieder eine eigene Geschichte, ach was eine Sammlung von Geschichten – größer als diese Sammlung von Sternen. Auf jeden Fall kann ich Euch sagen, dass der Stern mir geholfen hat, mein Glück zu finden. Ihr wisst, ich habe Krieg, Hunger und Vertreibung erlebt. Ich habe knappe und schwierige Zeiten überstehen müssen und manchmal war da nicht viel – außer den Strohsternen. Es gab immer wieder Momente, wo ich sie hervor geholt habe. Ich habe den Zettel gelesen, den ich mitgeschrieben hatte, als mein Großvater mir die Sterne übergab. In diesen Momenten musste ich immer wieder daran denken in welchen schwierigen und knappen Verhältnissen doch Jesus Christus unser Herr groß geworden ist. Egal wie klein man angefangen hat, man kann doch großes bewegen. Und wenn der Allergrößte und Höchste sich nicht scheut, auf Stroh zu liegen, warum sollte ich mich dann beklagen? Und immer, wenn ich die Kiste mit den Sternen wieder schloss, wurde ich dankbar für das Essen und Trinken, auch wenn es knapp sein mochte und für ein sicheres Bett, auch wenn kaum Platz war. Man braucht meist weniger, als man denkt. Und wenn man erst daran denkt, was man wirklich braucht kann auch die Angst schwinden zu kurz zu kommen. Mir hat das immer wieder Vertrauen und neue Kraft gegeben. Gerade auch in knappen und schwierigen Zeiten kann sich das Glück verstecken. Da können Freundschaften wachsen und vieles Mehr. Die Sterne haben mir oft die Augen dafür geöffnet.“ „Welcher ist denn nun der richtige Stern?“ fragen wir ungeduldig.
Der Großvater setzte seine Lesebrille wieder ab, so als wollte er etwas erklären, dass nirgendwo geschrieben steht, wofür es tiefe eigene Lebenserfahrung braucht.
„Wisst Ihr“, fuhr er fort, „Alle diese Sterne sind aus gewöhnlichem Stroh. Man könnte auch die Stecknadel im Heuhaufen oder den Strohstern in der Heukiste suchen. Das Geheimnis ist, dass man niemals wissen kann welcher Stern der Richtige ist. Also muss man sie alle bewahren und wertschätzen wie den Einen ganz besonderen.
Die mit den abgeknickten Ecken, die Flüchtig gebundenen und die besonders schönen. Im Alltag kann jeder Tag dein glücklichster Tag im Leben sein. Jeden Tag kann dir deine spätere Frau, dein bester Freund, oder gar Gott selbst begegnen. Im flüchtigen Alltag, in schwierigen und geknickten Zeiten oder in besonders schönen Phasen. Du musst sie alle annehmen und fest halten. Jeder Moment kann der Echte sein und jeder noch so gewöhnlich aussehende Augenblick birgt vielleicht eine besondere Gottesbegegnung. Alle diese Strohsterne haben mich gelehrt dies zu erkennen.
Am Ende ist der Strohstern – so wie der große Stern, der die Sterndeuter leitete nur dann etwas wert, wenn er uns zum Kind, zu Jesus Christus unserem Herrn führt. Darin liegt alles Glück, alle Weisheit und Erkenntnis.“
Ich glaube Du kennst diese Momente, wenn der Alltag zu grau, die Sorgen zu schwer und die Hoffnung zu klein werden. Dann ist es wohl wieder Zeit für einen Strohstern.
Ich bin kein Virologe und kein Experte für Strömungsmechanik. Ich schreibe diese Zeilen als Pfarrer, der für seine Gemeinde nach einem möglichst tragfähigen und realisierbaren Coronaschutzkonzept für die kalte Jahreszeit sucht. Ich übernehme keine Haftung! Ich lege im Folgenden meine Recherchen und Überlegungen offen, damit sie anderen zur Verfügung stehen und ggF. auch korrigiert und ergänzt werden können.
Wie können Veranstaltungen abgesichert werden, wenn sie nicht im Außenbereich stattfinden können und kältebedingt auch das Lüften eingeschränkt möglich ist.
Luftreinigungsgeräte
Das Coronavirus scheint nach derzeitigen Erkenntnissen vor allem über die Luft durch Tröpfchen und Aerosole übertragen zu werden. Können Luftreinigungsgeräte dies zuverlässig verhindern? (Zitate sind im Folgenden kursiv gedruckt)
Die Autoren haben hier mit einem Luftreiniger Typ Trotec TAC V+ mit einem Volumenstrom von bis zu 1500 m3/h verwendet und die Aerosolkonzentration mit Lasermesstechnik analysiert
Das Gerät verfügt über einen sogenannten HEPA-Filter (High Efficient Particulate Air- Filter) der Norm EN 1822 der Klasse H14. Das bedeutet es filtert 99,995% der Partikel mit einem Durchmesser von 0,1 bis 0,3 μm aus der Raumluft heraus.
Das Gerät konnte die Aerosolkonzentration in einem 80m2 großen Raum innerhalb von 6 Minuten halbieren
Die Autoren empfehlen: „Um eine möglichst effektive Filterung der Raumluft zu ermöglichen, sollte der Raumluftreiniger möglichst an der längsten Raumseite in der Mitte positioniert sein.“
Die Autoren empfehlen: „Bei großen Räumen, Räumen mit vielen Objekten oder sehr ungünstigen Geometrien sollten ggf. mehrere Raumluftreiniger eingesetzt werden, um alle Bereiche des Raumes zügig zu filtern und die Virenlast überall gering zu halten, damit keine indirekte Infektionsgefahr besteht.“
Trotzdem sollte nicht auf das Tragen von Masken verzichtet werden: „Raumluftreiniger sind somit geeignete Werkzeuge, um dem indirekten Infektionsrisiko durch eine Kontamination im Raum zu begegnen, aber es ist zu beachten, dass sie das direkte Infektionsrisiko, das durch direktes Anhusten oder beim langen Unterhalten über kurze Distanz erfolgen kann, nicht verringern können. Es ist daher auch mit Raumluftfiltern wichtig, auf ausreichend große Abstände zu anderen Personen zu achten und Mund-Nasen-Bedeckungen oder partikelfiltrierende Atemschutzmasken zu tragen, damit neben der indirekten Infektion durch angereicherte Aerosole im Raum auch eine direkte Infektion über kurze Distanzen durch Anhusten oder längere Gespräche sicher vermieden werden kann.“
Die Empfehlungen der Berufsgenossenschaft scheinen sich aus dieser Studie abzuleiten:
Können mobile Luftreiniger zur Reduktion der Virenlast in der Luft eingesetzt werden?
Können mobile Luftreiniger zur Reduktion der Virenlast in der Luft eingesetzt werden?
Der sachgerechte und richtige Einsatz mobiler Raumluftreiniger kann eventuell temporär neben raumlufttechnischen Anlagen und geöffneten Fenstern eine ergänzende Methode für kleinere und mittlere Räume darstellen, um das indirekte Infektionsrisiko in Innenräumen zu reduzieren. Der Betrieb von mobilen Raumluftreinigern muss im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung unter Mitwirken einer Fachkraft für Arbeitssicherheit oder gegebenenfalls einer Fachperson für Lüftungstechnik für jeden Raum individuell geprüft werden.! Ohne eine Gefährdungsbeurteilung ist der Einsatz eines mobilen Raumluftreinigers nicht zu empfehlen! Ein falscher Einsatz erhöht die Infektionsgefährdung sowie Gefährdungen, die beim Verwenden vom Gerätes ausgehen!
Die notwendigen Lüftungsmaßnahmen über freie Lüftung oder raumlufttechnische Anlagen kann ein mobiler Raumluftreiniger nicht ersetzen, allenfalls nur ergänzen (siehe Informationen des Umweltbundesamtes und der BAuA).
Das direkte Infektionsrisiko z.B. durch Anhusten oder längere Gespräche über kurze Distanz bleibt ebenfalls bestehen. Somit sind das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und das Einhalten größerer Abstände zu anderen Personen im Raum weiterhin zu beachten.
Was sollte bei einer Anschaffung von mobilen Luftreinigern beachtet werden?
Mobile Luftreiniger können über zwei verschiedene Methoden der Filterwirkungen oder über eine Kombination der beiden Filterwirkungen verfügen:
1. Abscheidung von Partikeln an Hepa-Filtern (für Viren: H13- oder H14-Filter, optimaler Einsatz mit H14-Filter)
2. UV-C-Strahlungseinheit zur Störung von Viren-mRNA
Eine Luftreinigung auf der Basis von Ozon, kaltem Plasma, Elektrofiltern oder Ionisation ist nicht zu empfehlen, da unerwünschte Reaktionsprodukte freigesetzt werden könnten. (s. DGUV Fachbereichsempfehlung FBVW-502).
Neben der Filterwirkung müssen die Luftreiniger über einen sehr hohen Luftvolumenstrom verfügen. Der Luftvolumenstrom oder Luftdurchsatz gibt an wie viel Luft pro Stunde durch den Luftreiniger strömt.
Eine Luftwechselrate von 6 pro Stunde wird empfohlen. Das bedeutet, dass die Raumluft sechsmal pro Stunde ausgetauscht werden sollte. Um dies zu erreichen wird der Luftdurchsatz des Gerätes individuell an die örtlichen Gegebenheiten, wie z.B. die Raumgröße, angepasst . Um den Luftdurchsatz zu ermitteln, errechnet man zuerst das Raumvolumen mit folgender Formel: Länge x Breite x Höhe des Raumes. Dieses Volumen x Luftwechselrate ergibt den Luftdurchsatz, der pro Stunde mindestens erreicht werden muss.
Die Leistungsfähigkeit der Geräte ist sehr unterschiedlich. Generell sollten die Geräte zuverlässig Viren aus der Luft filtern oder deaktivieren sowie über ausreichend große Volumenströme verfügen. Bei Anschaffung eines mobilen Luftreinigers sind die Gegebenheiten vor Ort (Raumgröße, -geometrie, etc.) zu berücksichtigen.
(aktualisiert: 29.09.2020)
Was muss bei einem Einsatz von mobilen Luftreinigern beachtet werden?
Für einen effektiven Einsatz mobiler Luftreiniger ist eine exakte Erfassung der Luftführung und -strömung im Raum erforderlich, um das mobile Geräte optimal platzieren zu können. Die Filterwirkung ist vom Standort des Gerätes im Raum, von Objekten im Raum (z. B. Deckenlampen oder Balken) und der Geometrie des Raumes (z. B. Verwinkelungen) abhängig.
Eine möglichst effektive Filterung der Raumluft wird erreicht, wenn der Raumluftreiniger mittig an der längsten Raumseite positioniert wird. Es ist wichtig, dass der Deckenbereich in Richtung der Ausströmung der gefilterten Luft nicht durch Objekte wie z. B. Balken unterbrochen wird. Vor Inbetriebnahme eines Gerätes ist dies für jeden Raum individuell zu beurteilen.
Des Weiteren müssen Gefährdungen berücksichtigt werden, die durch die Verwendung der mobilen Geräte entstehen. Entsprechende Schutzmaßnahmen sind zu ergreifen.
Bei der Verwendung eines Systems mit UV-C-Strahlung sollte die UV-Lampe des Geräts vollständig gekapselt sein, damit kein Licht nach außen dringen kann. Aufgrund der hohen Intensität der UV-Strahlung kann es ohne Schutzmaßnahmen bereits nach wenigen Sekunden zu Schädigungen der Haut oder der Augen kommen (s. Informationen des DGUV-Sachgebiets Nichtionisierende Strahlung).
Bei Raumluftreinigern mit HEPA-Filtern (H13 und H14) müssen die möglicherweise virenbelasteten Filter regelmäßig ausgetauscht werden. Beim Filterwechsel sollten mindestens Handschuhe und ein Atemschutz getragen werden, damit das kontaminierte Material nicht berührt oder eingeatmet wird. Die Filter müssen in fest verschlossenen Behältern oder Beuteln entsorgt werden.
(aktualisiert: 29.09.2020)
Prof. Kähler, der die Studie (siehe oben) zum Einsatz von Luftreinigungsgeräten veröffentlicht hat sagte mir am Telefon (Telefonat am 9. Oktober), dass er den Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten für unbedenklich hält und anders als in der Empfehlung der Berufsgenossenschaft nicht zwingend Expert*innen bei der Aufstellung herangezogen werden müssten. Diese sind deutlich günstiger als die in der anderen Studie getesteten Geräte. Und deshalb für den Gebrauch in Gemeinden interessant.
In einer im Preprint veröffentlichte Studie der Goetheuniversität Frankfurt a.M. wurde mit handelsüblichen Luftreinigern von Philips (Model 2887/10) gearbeitet.
Durch 4 Geräte konnte die Konzentration von Aerosolen in einem Klassenraum um 90% gesenkt werden.
Die Geräte hatten nach Angaben der Studie einen HEPA Filter, der Klasse H13, der Partikel von 0,1 µm bis 0,3 µm zu 99,5% aus der Luft entfernen kann.
Die Erprobung erfolgte im Klassenraum eines Gymnasiums mit einer Länge von 8,24 m, einer Breite von 6,18 m und einer Höhe von 3,66 m. Dort wurden 27 Schüler unterrichtet.
Die Raumluft wurde im Experiment etwa 5,5 Mal pro Stunde gefiltert
Wir haben für unsere Gemeinde die etwas größeren Luftreiniger von Phillips Modell Phillips AC4236/10 angeschafft.
Der Luftreiniger basiert auf der verbesserten VitaShield Technologie und entfernt effektiv 99,9 % aller Partikel mit einer Größe von bis zu 0,003 μm. Dazu gehören auch Allergene in der Luft
Luftdurchsatz von 500m3 (CADR Angabe für Partikel)
Geeignet für Räume bis 130 m3
Leider gibt der Hersteller Phillips auch auf telefonische Nachfrage keine Partikelfilterklasse für das Gerät an. Die angegebenen Daten sprechen aber dafür, dass die Kriterien für eine H13 Filterklasse erfüllt sein könnten. Zumindest nach den Tabellen, die ich in den folgenden Links gefunden habe:
Hier heißt es, dass Partikel zwischen 0,1-0,3 μm zu 99,95% abgeschieden werden müssen um Filterklasse H13 zu erfüllen.
Das Gerät scheidet nach Herstellerangaben ja sogar deutlich kleinere Partikel von 3 Nanometern zu 99.9 % ab und 99,97% der Aerosole (Größe nicht näher angegeben)
Prof. Kähler hält diese Angabe von 3 Nanometern laut telefonischer Auskunft für unrealistisch. Er hat gerade einige Geräte im Test. Vielleicht gibt es hier demnächst ein Update 😉
Dafür, dass das Gerät einen H13 Standard erfüllt könnte eventuell auch sprechen, dass das kleinere Gerät von Phillips, das in der Studie der Goetheuniversität Frankfurt genutzt wurde mit den selben Angaben auf der Herstellerseite beworben wird und in der Studie mit H13 angegeben ist (siehe oben).
Unser Kirchsaal ist ca. 120 m² groß. Und durch die Höhe des Kirchsals und die Einbauten/ Möblierung haben wir geschätzt ca. 1000 m³ Luft.
Die beiden Luftreinigungsgeräte mit je 500 m³ Luftdurchsatz Pro Stunde reichen damit gerade einmal für eine einfache Luftreinigung nicht für eine sechsfache Luftreinigung aus.
Prof. Kähler wies im Telefonat (am 9.Oktober) auch darauf hin, dass damit zu rechnen sei, dass die Geräte zum Teil auch die gereinigte Luft wieder einziehen. Das bedeutet man kann nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Luft nach ca. 1 Stunde wirklich durchgereinigt ist.
Damit sind die beiden Geräte für unseren Kirchsaal nicht ausreichend. Sie können aber als Ergänzende Maßnahme auch nicht schaden.
Weitere Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos sind notwendig.
Außerdem ist das Abstandhalten bei der Sitzordnung eine sinnvolle Maßnahme zum Infektionsschutz, die durch die Reduktion der Teilnehmenden pro m² auch die Aerosolkonzentration verringert.
Überlegenswert ist, ob die Aerosolkonzentration durch die Größe des Kirchsaals insgesamt schon niedriger ist, da sich die Aerosole in einem viel größeren Raum verteilen können. C. Drosten hat in es in einem Interview mit der Zeit einmal salopp so ausgedrückt: „Ich war vor Kurzem auf einer Veranstaltung in einer Fabrikhalle. Die war so hoch, das war praktisch draußen.“ https://www.zeit.de/wissen/2020-10/christian-drosten-corona-massnahmen-neuinfektionen-herbst-winter-covid-19?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.ecosia.orgOb und inwiefern dies auf Kirchen verschiedener Höhe und Größe zutrifft ist natürlich nicht eindeutig zu sagen.
Prof. Kähler hat mir am Telefon (Telefonat vom 9. Oktober) empfohlen, für einen größeren Kirchsaal zu prüfen, ob beispielsweise eine Bauheizung mit einem deutlich höheren Volumenstrom frische Luft in den Kirchsaal blasen könnte. Einige Kirchenheizungen sind bereits so aufgebaut, dass sie Luft von außen ansaugen und geheizt in den Kirchsaal blasen. Dies wirkt wie Lüften.
CO2 Messgeräte zur Überwachung der Raumluft: Prof Kähler weist darauf hin, dass die CO2 Messung nichts über Aerosole aussagt (Telefonat vom 9. Oktober). Das Bundesumweltamt zitiert die Innenraumlufthygiene-Kommission und gibt folgende Empfehlung: Laut IRK können CO2-Ampeln als Anhaltspunkt für gute oder schlechte Lüftung dienen. Eine CO2-Konzentration im Innenraum kleiner 1000 ppm (0,1 Vol-%) zeigt unter normalen Bedingungen einen hygienisch ausreichenden Luftwechsel an.https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/richtiges-lueften-reduziert-risiko-der-sars-cov-2Folglich kann wahrscheinlich ein Lüftungskonzept, das durch eine CO2 Messung gestützt ist eine sinnvolle Ergänzung zum Einsatz von Luftreinigungsgeräten sein. Es kann auch helfen, ein Gefühl für die Raumgröße und die Effektivität von Lüftungsmaßnahmen zu bekommen.
Reduzierung der Zeit der Veranstaltung: Auch die Länge der Zeit, die Menschen in einem geschlossenen Raum verbringen wirkt sich auf die Konzentration der Aerosole aus. Eine zeitliche Reduktion der Gottesdienste kann folglich ebenfalls Teil eines Schutzkonzeptes sein.
Hier nochmal die bereits zitierte Seite vom Umweltbundesamt, die auch einige Hinweise zu Luftreinigungsgeräten beinhaltet: https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/innenraumluft/infektioese-aerosole-in-innenraeumen#was-sind-aerosole-Besonders interessant der Abschnitt: Unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte dürfen solche Geräte aber nicht als absoluter oder alleiniger Schutz vor infektiösen Aerosolen angesehen werden; schon gar nicht ersetzen sie die Notwendigkeit des aktiven Lüftens oder der dauerhaften Abfuhr der Viren über fest installierte RLT-Anlagen. Mobile Geräte sollten nach Auffassung des UBA daher nur im Verbund mit Lüftungsmaßnahmen und den allgemeinen Hygieneregeln (AHA-Regeln (Abstand, Hygienemaßnahmen, Mund- und Nasenschutz)) flankierend eingesetzt werden. Besonders sinnvoll kann ein Einsatz in Situationen sein, in denen eine sehr hohe Anzahl von Personen auf engem Raum zu erwarten ist
Praxistest der Luftreinigungsgeräte:
Wir haben die beiden Geräte vom Typ Phillips AC4236/10 getestet.
Gottesdienst:
Die Geräte haben 3 verschiedene Betriebsstufen, die ein unterschiedliches Betriebsgeräusch erzeugen. Im Sleep Modus wird die Leistung stark reduziert um das Betriebsgeräusch zu minimieren. Im Auto- Modus reguliert das Gerät die Leistung anhand der Messdaten der integrierten Sensoren. (Da keiner der Sensoren explizit Coronaviren tragende Aerosole misst und die Geräte für den Kirchsaal sowieso sehr klein dimensioniert sind, erschien es uns sinnvoll, die Geräte im Turbo-Modus zu betreiben.
Das Betriebsgeräusch im Turbo-Modus ist ein leichtes Rauschen von ca. 65dB. Anbei ein Bild vom Frequenzspektrum.
Die Geräte lassen sich per App steuern. Die App zeigt auch die Veränderung der Luftqualität nach der Messung der internen Sensoren an. (Siehe Bild)
Die Rückmeldungen aus der Gemeinde waren durchweg positiv. Das Betriebsgeräusch wurde überwiegend als nicht zu störend empfunden. Es wurde angeregt, die Geräte während der Predigt auf den Auto-Modus zurück zu setzen.
Kirchenchor:
Unser Kirchenchor hatte beide Geräte im Kirchsaal im Einsatz und hat sie als sehr laut empfunden. (Musiker*innen haben eben besonders sensible Ohren 😉
Seniorenkreis:
Der Seniorenkreis findet in einem Gemeinderaum von 17m2 mit einer Höhe von 2,4m, also 40,8m3 statt. Hier kann eines der Geräte tatsächlich das Luftvolumen mehr als 6 Mal pro Stunde durchziehen.
Allerdings waren die Rückmeldungen zum Betriebsgeräusch bei maximaler Leistung in dem kleinen Raum schon deutlich kritischer.
Auch wurde der Luftzug als unangenehm empfunden. Das Gerät musste weit genug weg von den Teilnehmenden stehen, um dies zu vermeiden.
Eventuell ein Betrieb von 2 Geräten im Auto-Modus für diese Raumgröße ausreichend.
Fazit:
Die beiden angeschafften Geräte vom Typ Phillips AC4236/10 sind für einen Kirchsaal mit ca. 1000m3 Luft zu klein. Sie können ergänzend aber nicht ohne weitere Maßnahmen eingesetzt werden.
Das Betriebsgeräusch wurde in dem größeren Kirchsaal als überwiegend nicht zu störend empfunden.
Als weitere Maßnahmen zum Infektionsschutz sind Abstand und Masken, Lüften (evtl. mit CO2 Monitoring) und zeitliche Einschränkung der Veranstaltung anzuraten
Für Gemeinderäume mit ca. 40m3 reicht eines der Geräte aus. Dennoch sollte auch hier nicht auf weitere Maßnahmen (Masken/ Abstand und Lüften verzichtet werden)
Edit 5.11. 2020. Durch die erneut gestiegenen Infektionszahlen und die allgemeine Situation, haben wir am vergangenen Montag entschieden, dass unsere Gemeindekreise bis auf weiteres ausgesetzt, bzw. digital oder auf alternativen kontaktlosen Wegen durchgeführt werden. Wir verweisen auf unsere Webseite https://www.erloeserkirche-leipzig.de; sowie auf unsere Telefonandacht unter 0341 999 999 0 und unsere Gebetsplattform https://beten.digital.
Korrekturen, Ideen und Anregungen gerne per Mail unter Netzgemeindepfarrer@directbox.com
Die Ev.-Luth. Erlöserkirchgemeinde Leipzig-Thonberg hat angesichts der Coronakrise 2 neue Angebote gestartet.
Auf https://beten.digital gibt es die erste digitale Gebetspinnwand. Dort können Menschen Ihre Gebete und Gebetswünsche veröffentlichen, Mitbetende suchen und selbst auch zeigen, wenn ein Anliegen mit ihrem Gebet unterstützen. „Gerade jetzt, wo viele Menschen mit großen Ängsten, Sorgen und Nöten zu Hause sitzen und sich nicht versammeln können ist es wichtig, dass wir dennoch Wege finden, füreinander da zu sein.“, so Pfarrer Sebastian Keller. „Füreinander zu beten ist ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit und Unterstützung. Wir wollen als Kirche füreinander und für andere da sein. Deshalb laden wir bewusst auch Menschen auf unsere Seite ein, die mit dem Beten bisher wenig Erfahrung haben. Sie können auch einfach ihre Gebetsanliegen schreiben und andere bitten für sie zu beten.“
„Beten stärkt, Beten verbindet, Beten wirkt.“ heißt es auf der Plattform. „Das Wissen, dass wir mit unseren Nöten nicht allein sind, dass Gott zuhört und auch andere für uns beten kann uns viel Kraft geben! Wir können andere Menschen stärken indem wir für sie beten!“
Unter der Hotline 0341/ 999 999 0 (in Worten: Sechs Mal die Neun und die Null) gibt es jede Woche eine Andacht zu hören. „Wir wollen damit vor allem ältere Menschen erreichen, die keinen Internetanschluss haben“, so Pfarrer Sebastian Keller. „Ich habe bereits Senioren und Seniorinnen angerufen und über das Angebot informiert und kann nach ersten Rückmeldungen schon jetzt berichten, dass die Idee gut ankommt.“
ich habe für meine heutige Predigt einen Grundlegenden Text gewählt, in dem Jesus das höchste Gebot für uns Christinnen und Christen auslegt. Es ist ein sehr bekannter Text, aber es ist auch immer wieder wichtig uns praktisch damit auseinanderzusetzen, was er für unseren Alltag bedeutet.
Die Grundlagen sind doch eigentlich schon beim flüchtigen Lesen klar:
Da ist einer unter die Räuber gefallen und liegt ausgeraubt und Verletzt am Straßenrand. Ein Priester und ein Levit, also 2 sehr Fromme Leute gehen vorbei. Jesus nennt dafür keinen Grund, aber die Auswahl der Personen legt nahe, dass diese frommen Menschen sicherlich auch religiöse Rechtfertigungen für ihr Verhalten auf Lager hätten. Ausreden kann man ja immer finden und gerade Theolog*innen sind ja besonders eloquent und meist nicht um Worte verlegen.
Derjenige, der Hilft ist ein Fremder, ein Samaritaner, einer, der auch einen etwas anderen Glauben hat. Jesus zeigt ihn uns ganz bewusst als Vorbild. Offenbar kommt es auf andere Dinge an, als wir mit unseren Vorurteilen vordergründig erwarten.
Der Fremde hilft, versorgt Wunden, besorgt weitere Hilfe und fragt erkundigt sich auch auf dem Rückweg nochmals ob alles wieder in Ordnung ist.
Und Jesus fragt wer von den dreien ist wohl dem, der unter die Räuber gefallen ist der Nächste gewesen?
Er lässt sich nicht auf die Frage ein, wie der oder die Nächste auszusehen hat, wie weit wir schauen müssen, um unseren Nächsten zu finden oder, was andere als Nächste womöglich ausschließt. Statt dessen dreht Jesus die Frage um und fragt uns, wem wir Nächster oder Nächste sein können.
Dieser Ansatz ist ganz anders, als beispielsweise unser Asylrecht, das immer mehr Menschen ausschließt. Da werden Zuständigkeiten weg- und Menschen abgeschoben. Da werden Menschen mit Vorurteilen und Rassismus ernst genommen und nicht Menschen, die wirklich Hilfe brauchen und um ihre Existenz bangen. Da machen wir es uns einfach, weil ja die Länder an den Außengrenzen Europas zuständig seien.
Jesus fragt: Wer ist dem, der unter die Räuber gefallen ist der Nächste gewesen? Seine Nächstenliebe fragt nicht zuerst nach Zuständigkeiten. Sie lässt sich berühren und handelt. Über 4000 unbegleitete Minderjährige sind derzeit auf den Griechischen Inseln in überfüllten und unzureichend versorgten Flüchtlingslagern. Wer ist denen der Nächste?
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ein Schiff gekauft und ein Bündnis: „United for Recue“ gegründet.
Und immer wieder wird gefragt: Ist die Kirche denn zuständig für Seenotrettung Ertrinkender im Mittelmeer?
Jesus fragt: Wer von den dreien ist der Nächste gewesen, dem der unter die Räuber gefallen ist.
Viele Menschen haben für das Kirchenschiff gespendet. Immer mehr Kirchgemeinden und in den vergangenen Tagen mit der Würtembergischen Landeskirche auch eine erste Landeskirche haben sich dem Bündnis United for Rescue angeschlossen. Da sind Menschen, die wollen denen, die im Mittelmeer in Gefahr sind zu ertrinken, Nächster und Nächste sein und sie spenden und beteiligen sich.
Aber das ist nicht nur wichtig für die Menschen, die dort direkt gerettet werden sollen, sondern auch um der Signalwirkung nach außen willen.
Denn in einer Gesellschaft, die ernsthaft diskutiert, ob es richtig ist Menschen ertrinken, sterben zu lassen ist die Menschenwürde längst unter die Räuber gefallen. Sie liegt an den Datenautobahnen geschlagen, von Hass und Hetze, getreten von kleinen Diskursverschiebungen und großen Tabubrüchen.
Gilt das, was Jesus an der Straße von Jerusalem nach Jericho als Vorbild beschreibt auch auf der Datenautobahn von Leipzig nach Dresden? „Priester und Leviten“ gehen bis heute vorbei und viele Fromme Kirchenleute meinen, man müsse schweigen unpolitisch sein und dürfe sich nicht einmischen.
Aber was sagen wir den Menschen, deren Menschenwürde täglich mit Füßen getreten wird? Was sagen wir denen, die mit den Beleidigungen und Herabsetzungen leben müssen?
Man könnte das Gleichnis Jesu heute auch so erzählen:
Auf der Datenautobahn zwischen Leipzig und Dresden wurden wieder Vorurteile gegen Ausländer verbreitet. Die Täter sitzen in Talkshows und legen nach. Die Opfer hört kaum jemand.
Ein Pfarrer und Kirchenbeamter warten lieber erstmal schweigend ab.
Aber einer wagt sich heraus und widerspricht. Er sucht sich verbündete im Netz. Sie solidarisieren sich, sie widersprechen gemeinsam. Sie sammeln Fakten und freundliche Worte. Sie organisieren Demonstrationen und sie sind bereit wieder zu kommen, wenn es erforderlich ist.
Wer ist der Nächste gewesen, denen, die unter die Räuber gefallen sind und mit Vorurteilen geschlagen wurden?
Wie fühlt es sich an, wenn andere behaupten man sei wahrscheinlich kriminell, weil man eine andere Hautfarbe hat und niemand widerspricht? Wer sich in diese Frage hinein versetzt, weiß, dass Nächstenliebe manchmal auch lautstarkes Widersprechen bedeuten muss.
Wenn in diesen Tagen viel vom Tabubruch in Erfurt gesprochen wird, dann möchte ich an die vielen großen und kleinen Tabubrüche erinnern, die dem vorausgegangen sind: Die unzähligen Hassbekundungen in Sozialen Netzwerken, Der Mord an Walter Lübke, der Angriff auf die Synagoge und die Morde in Halle, der Angriff auf das Büro des Bundestagsabgeordneten Dr. Karamba Djaby, die ständig steigende Zahl an antisemitischen Übergriffen; die Aufzählung ist unvollständig und könnte noch lange fortgeführt werden!
Der Tabubruch ist der erste Schritt, das anschließende Schweigen ist das, was das Tabu dann endgültig zu Fall bringt.
Wenn wir an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren denken und uns mit tiefster Betroffenheit fragen, wie es je möglich war, dass Menschen anderen Menschen so etwas unsägliches antun konnten, dann sollten wir uns vor Augen führen, dass dies auch mit Worten, mit Verunglimpfungen, mit Vorurteilen und Tabubrüchen mit ständig wachsender Abwertung und Gleichgültigkeit und mit viel Schweigen begonnen hat.
Zuerst fällt die Menschenwürde unter die Räuber und dann die Menschen. Lassen wir es nicht so weit kommen! Lasst uns fragen, wem wir heute nächster sein können, wenn in Sozialen Netzwerken, an Stammtischen, unter Arbeitskolleg*innen Hetze und Vorurteile verbreitet werden, lasst uns widersprechen!
Auf Twitter hat sich in der vergangenen Woche übrigens eine Gruppe „Digitale Hoffnung“ gegründet, in der Menschen sich verabreden, sich bei Hasskommentaren gegenseitig zu helfen. Wir können Nächster und Nächste sein. Wir können Hoffnung spenden digital und analog – einfach menschlich!
Seit Herr P. seine neue Stelle als Teamleiter angetreten hatte, war er wirklich im Stress. Während seine Mitarbeiter – kaum zu Überstunden bereit – pünktlich in den Feierabend und in das Wochenende gingen, hatte er nun die Verantwortung, dass alles funktioniert und rechtzeitig fertig wird. So saß er oft lange im Büro und versuchte das Liegengebliebene allein nachzuarbeiten.
Bisher hatte sein Teamleiter ihn immer zu Überstunden verdonnert und nun, wo er endlich im zweiten Anlauf selbst Teamleiter geworden war, wollte er das besser machen. Aber statt, dass ihm die anderen im Team dankbar waren und sich anstrengten, alles termingerecht zu erledigen, hatte er den Eindruck, dass sie die Zeit geradezu verbummelten. Sie machten längere Kaffeepausen und stritten über den Abwasch in der Büroküche.
Und so saß Herr P. schließlich – wieder nur – er allein jeden Tag länger am Schreibtisch und auch am Wochenende noch lange an den wichtigen Aufträgen.
Aber statt eines Wortes der Anerkennung wurde er zu seinem neuen Chef zitiert. „Ihr Team hängt im Zeitplan P.. Sehen Sie gefälligst zu, dass Sie das Projekt wieder in den Griff bekommen!“, meckerte der Chef. „Aber, nächste Woche ist doch der Feiertag. Das ist doch gar nicht zu schaffen.“ Entgegnete Herr P. Doch der Chef sagte nur: „Lernen Sie endlich sich durchzusetzen!“ Herr P. war stinkwütend.
Eigentlich hatte er sich auf das Wochenende gefreut, da wurde die Tochter einer guten Freundin getauft und er durfte Taufpate werden. Was für eine Verantwortung, sich mit um das Aufwachsen und das Glaubensleben eines jungen Menschen kümmern zu dürfen. Und, was für eine Freude, auf diese Weise nochmal besonders mit der Familie verbunden zu sein!
Aber Herr P. konnte das alles gar nicht richtig wahrnehmen. Er bereute vor allem, dass er sich vollmundig bereit erklärt hatte, die Fürbitten in dem Gottesdienst zu übernehmen.
Die Kinder waren zum Glück den ganzen Tag bei seinen Eltern.
Und so saß er nun, am Samstag, bei strahlend blauem Himmel und bestem Wetter – an einem kinderfreien Samstag – während alle anderen im Freibad, im Park, am Grill oder sonst wo waren und suchte nach Worten. „Lieber Gott“ begann er. Nein das ist viel zu kindlich. „Allmächtiger, Allumfassender, Allschaffender“ – nein, das wirkt wieder zu hochtrabend. Und so blinkte der Cursor über „All-“, während Herrn P. der Grillduft des Nachbarn durch das angekippte Fenster in die Nase stieg. So kann sich doch kein Mensch konzentrieren. „Ich sollte erstmal die Nachrichten anschauen.“, dachte er, schließlich müssen die Fürbitten ja aktuell sein und, wenn nun gerade irgendeine Katastrophe…
Nachdem Herr P. alle Nachrichten gelesen, die Kommentarspalten studiert, 7 Artikel auf Facebook geliked, 4 Retweets auf Twitter geklickt und irgendwie auch 2 Stunden Poetryslams auf YouTube angesehen hatte, war er müde. Warum musste ausgerechnet er bei so schönem Wetter am Computer sitzen und sich Fürbitten ausdenken. Das kann doch der Pfarrer viel besser. Und überhaupt, irgendwie muss man ja auch mal rauskommen und frische Luft macht dem Kopf wider frei…
Herr P. beschloss mit seiner Frau mit den Fahrrädern nochmal zum Badesee zu fahren und dort wenigstens ein Fischbrötchen zu essen. Schließlich wollte er sich ja nicht das ganze Wochenende verderben. Nach drei Fischbrötchen und zwei Bier zum Abendbrot saß er wieder am Rechner. Als er spät abends seiner Frau, die schon im Bett lag, den Ausdruck vorlas, meinte sie nur: „klingt, als wolltest du eine Misswahl gewinnen: Weltfrieden und Gerechtigkeit und so…“ Das sind nun mal die wichtigen Themen und der Pfarrer formuliert es auch nicht besser.“, antwortete er verärgert.
Am nächsten Morgen, als die Familie in der Kirche saß, fing der Pfarrer an zu predigen. „Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, wird es euch gegeben werden.“ Hörte Herr P. und dachte: „Wie oft haben wir schon für Gerechtigkeit und Weltfrieden gebetet.“ Das muss doch nun wirklich in Jesu Namen und Sinn sein. Oder? Er griff nach dem Zettel mit der Fürbitte, der neben ihm lag.
Während er so nachdachte, hörte er kaum hin, als der Pfarrer ausführte, was es tatsächlich bedeuten würde, in Jesu Namen, dass heißt, wirklich in seinem Sinn zu leben und zu beten. Und weil Herr P. von der anstrengenden Woche und von der kurzen Nacht müde war, sank er auf die Kirchenbank und schlief ein.
Er begann zu träumen…
… Dann hörte er plötzlich seinen Wecker klingeln und fand sich in seinem Schlafzimmer wieder. Er kramte nach seinem Handy, konnte es aber nicht finden. Nachdem er im ganzen Haus gesucht hatte gab er schließlich auf. Dann ging er los, um Geld abzuheben. In der Bank angekommen erschrak Herr P.. Sein Konto war total leer geräumt. Er schaute immer wieder auf den Kontoauszug. Er konnte gar nicht glauben, dass da wirklich eine Null stand. In Panik griff er nach seinem Handy, um seine Frau anzurufen. Doch das war ja auch weg.
„Das muss sicher ein Fehler von der Bank sein“, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Er beschloss, erstmal beim Bäcker an der Ecke mit dem letzten Bargeld, das er noch hatte, einen Kaffee zu kaufen und die Sache danach zu klären.
Beim Bäcker stand eine wütende Schlange. Alle schimpften. Die Kaffeepreise hatten sich über Nacht verdreifacht. Und während Herr P. anstand, fiel sein Blick auf die Zeitung. Dort stand in der Schlagzeile „Welthunger über Nacht gelöst, Ressourcen gerecht neu verteilt.“ „Na wenigstens eine gute Nachricht“, dachte Herr P..
Da wurde er von einem Fremden angesprochen: „Du hast den Zusammenhang noch nicht verstanden oder?“ „Welchen Zusammenhang?“, fragte Herr P..
„Na, dass das alles mit eurem Gebet in der Kirche zusammenhängt. Du hast doch auch mit gebetet, dass die Ressourcen in der Welt gerechter verteilt werden sollen. Was glaubst du, warum dein Handy weg ist. Glaubst du wirklich, dass die seltenen Erden, die darin verbaut sind, bei dir am gerechtesten verteilt sind?“ „Deshalb ist auch mein Konto leer?“ unterbrach Herr P.“ „Genau, entgegnete der seltsame Fremde. Wenn die Ressourcen gerecht verteilt sind, geht es nicht, dass die einen auf ein neues Auto sparen, während andere hungern. Ihr habt hier in Deutschland gelebt, als hättet ihr drei Erden zur Verfügung. Die Ressourcen, die ihr dem Planeten nachhaltig entnehmen konntet, waren schon am 2. Mai aufgebraucht. Alles weitere ging auf Kosten armer und zukünftiger Menschen. Aber das ist ja nun vorbei, dank deines Gebetes. Es wird sicher hart werden. Eure Ressourcen sind ja aufgebraucht für das Jahr. Aber einige in den ehemaligen armen Ländern haben noch etwas übrig. Vielleicht…“
„A…Aber, so war das mit dem Gebet doch gar nicht gemeint.“ stammelte Herr P..
Dann erinnerte er sich an den Zettel, mit der Fürbitte, den er immer noch in der Hand hielt und daran, wie er über die Erhörung seiner Gebete nachgedacht hatte.
Was würde es bedeuten, wenn Gott die Gebete wirklich so wörtlich erhören und umsetzen würde?
Wie wäre das, wenn Gott seinen Willen einfach so radikal durchsetzen würde?
Ob Gott wohl manchmal darunter leidet, dass wir so wenig nach seinem Plan fragen?
Im Namen Jesu beten, könnte zum Beispiel so etwas bedeuten, wie in Gottes Team einzutreten, die Verantwortung nicht bei anderen zu sehen, sondern bei sich selbst anzufangen.
In diesem Moment wurde Herr P. unsanft von einem Rippenstoß geweckt. „Mensch los, du bist dran. Fürbitten!“, hörte er es neben sich zischen.
Während die Kinder kicherten stolperte er nach vorne.
Er hielt sich den Zettel vors Gesicht, Schloss die Augen und begann zögerlich zu beten: „Lieber Gott, im Namen Jesu: Bitte vergib uns, dass wir es oft nicht ernst meinen, wenn wir für Frieden und Gerechtigkeit beten. Verzeih uns, wenn wir uns nur halbherzig für unsere Mitmenschen einsetzen. Sei geduldig mit uns, wenn wir auf Kosten deiner Schöpfung und anderer Menschen leben. Hilf uns zu erkennen, was wir verändern können. Lass uns kleine Schritte gehen und daran wachsen. Wir bitten dich auch für das heute getaufte Kind. Lass es gute Vorbilder im Glauben finden. Zeige ihm durch unsere guten Taten, aber auch durch unsere Fehler, was es heißt von dir zu lernen. Lass uns bei dir geborgen sein. Amen.“
Als er die Augen wieder öffnete, war es ganz still geworden.
Auf der Tauffeier und in den kommenden Tagen dachte Herr P. noch viel über seinen Traum und das Gebet nach. Jedesmal, wenn er den Motor beim Warten ausmachte, das Licht im Flur löschte, neu über sein Team nachdachte und versuchte, seine Gewohnheiten wenigstens in kleinen Schritten zu verändern, hatte sich sein Gebet wohl schon wieder etwas mehr erfüllt.
Eine Initiative aus Stadtökumenekreis und Innenstadtgemeinden setzt ein Zeichen für Seenotrettung im Mittelmeer.
Seit nunmehr über einem Jahr wird die Seenotrettung im Mittelmeer systematisch behindert und kriminalisiert. Die Folge ist, dass tausende Menschen sterben. Ein neuer trauriger Höhepunkt wurde am vergangenen Wochenende durch die Verhaftung der Kapitänin der Sea-Wach 3 Carola Rackete erreicht. Auch wenn Carola Rackete inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, steht sie dennoch weiter unter Anklage, während das Sterben im Mittelmeer fortschreitet.
Wir als Christinnen und Christen in der Stadt Leipzig erklären uns solidarisch mit den Organisationen der Seenotrettung. Für uns sind die Pflicht zur Nächstenliebe und zur Mitmenschlichkeit, sowie alle Menschenrechte universell gültig. Sie dürfen niemals eingeschränkt, aufgeweicht oder sogar außer Kraft gesetzt werden!
Wir alle können in Situationen kommen, in denen wir Hilfe brauchen und gerettet werden müssen. Wir alle sind gleichermaßen betroffen, wenn Menschenrechte, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe eingeschränkt werden sollen. Jeder Mensch in Not ist einer von uns! In unserer Kirche und Gesellschaft muss Platz für in Not geratene Menschen sein! Um dies deutlich zu machen und als Zeichen unserer Solidarität wird ab kommenden Sonntag in den Innenstadtkirchen jeweils eine Rettungsweste der Mission Lifeline in einer Kirchenbank liegen.
Die Rettungswesten sollen helfen, dass das Sterben im Mittelmeer nicht aus der öffentlichen Wahrnehmung gerät. Sie sollen dazu anregen, sich aktiv für humanitäre Hilfe einzusetzen.
Digitalisierung als Chance für einen neuen Blick auf Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung
Zu meiner Konfirmation bekam ich von der damaligen Jungen Gemeinde eine Sonderausgabe der Junge Gemeindezeitung geschenkt, die einen lustig geschriebenen Glossar enthielt, der uns jungen Konfirmand*innen helfen sollte uns in der Gemeinde zurecht zu finden. Darin enthalten war auch die Erklärung für den „Schaukasten“: Dies käme von dem chinesischen Wort „Tschau kas ten“ und bedeute übersetzt: „Zusammenfassung der Ereignisse der letzten 3 Jahre.“ Als ich die Anfrage bekam, ob ich einen Beitrag zum Thema Digitalisierung und Öffentlichkeitsarbeit für diese Ausgabe schreiben kann, fiel mir diese satirische und selbstkritische Erklärung von damals wieder ein. Mir scheint, dass längst nicht alle Probleme, die uns als Kirche im digitalen Raum ausbremsen wirklich nur mit der Digitalisierung zusammen hängen. Wenn es darum geht unsere Außenwirkung kreativ, aktuell, originell und ansprechend zu gestalten, treffen wir nicht selten auf ähnliche Schwierigkeiten, wie sie uns auch im Analogen Bereich schon lange begleiten. Die Digitalisierung zeigt diese Probleme noch deutlicher auf als zuvor. Sie ist sicher eine Chance, insgesamt über Öffentlichkeitsarbeit und unsere Außenwirkung als Kirche neu nachzudenken. Dazu mögen auch die folgenden Thesen beitragen:
Es geht nicht mal eben nebenbei! Öffentlichkeitsarbeit ist Arbeit. Sie braucht Ressourcen! Während kommerzielle Anbieter große Schaufenster haben und mit Schauwerbegestalterinnen einen ganzen Berufszweig beschäftigen gehen wir in der Regel davon aus, dass dies irgendwie nebenbei laufen muss. Nicht selten endet dies damit, dass dann in Schaukästen etwas vergilbte Blätter mit nicht ganz streifenfrei kopierten Veranstaltungsplänen hängen. Auch im digitalen Bereich ist es eine Frage, wie viel Wert wir auf unsere Außenwirkung legen und wie viele Ressourcen wir dafür einplanen. Hier entscheidet sich, ob auf der Internetseite noch der Vor-vor-gänger der aktuellen Pfarrerin steht oder, ob es aktuelle und ansprechende Social Media-Profile gibt. Hinter guten Online Auftritten steht eine ganze Reihe von kreativen Berufsfeldern (Fotografinnen, Designerinnen Webdesignerinnen etc.), deren Vertreterinnen sich in sozialen Netzwerken nicht zu Unrecht darüber beschweren, dass ihre Berufe nicht genug geachtet werden und sie zu viele Anfragen bekommen, bei denen sie ohne Bezahlung arbeiten sollen. Wann stehen diese kreativen Menschen genau so selbstverständlich in unseren Haushaltsplänen, wie Orgelbauerinnen, Restaurator*innen und andere Berufsfelder, die wir zu Erhaltung von Kulturgütern brauchen, die unsere Vorfahren einmal mit großem Aufwand geschaffen und mit Blick auf die Außenwirkung der Kirche generiert haben? Damit verbunden ist nicht zuletzt die Frage: Was werden heutige Generationen eigentlich an erhaltenswerter Kunst und Kultur hinterlassen?
Ressourcen sollten geplant, aktiviert und bewusst eingesetzt werden. Ich bewundere, was Pfarrerinnen, Gemeindepädagoginnen und Ehrenamtliche zum Teil so ganz nebenbei an guten online Angeboten produzieren. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir an dieser Stelle deutlich mehr Ressourcen einplanen und einsetzen sollten. Man kann nicht gleichzeitig vorne stehen, die Verantwortung für Veranstaltungen tragen und von hinten schöne Fotos und Videos machen und diese online präsentieren. In dem Maße, in dem wir bereit sind, Gelder für die entsprechenden Berufsgruppen einzuplanen wird sicherlich auch deren Bereitschaft wachsen, sich gelegentlich ehrenamtlich einzubringen. Wenn wir endlich aufhören, Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung unserer Kirchgemeinden als Nebensache zu betrachten, die sich von selbst erledigt, dann können wir anfangen gezielt Menschen dafür zu gewinnen und Spenden dafür zu sammeln. In fast jedem Kirchenvorstand finden sich ein oder mehrere Bauexpertinnen. Wann bemühen wir uns ebenso um Social Media Expertinnen?
Wir müssen lernen den Blick für neue Zielgruppen nicht zuletzt unter unseren eigenen Kirchengliedern zu öffnen! Wenn ich hier davon schreibe, dass die Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung unserer Kirche mehr Ressourcen braucht, dann ist mir zugleich auch schmerzlich bewusst, dass wir derzeit Strukturreformen durchlaufen, die uns bedingt durch demographische Entwicklung und Mitgliederschwund dazu zwingen, unsere Angebote mit weniger Ressourcen zu gestalten. Mir ist bewusst, dass es gerade in dieser Zeit schwer ist, für Arbeitsbereiche zu werben, die deutlich mehr Aufmerksamkeit und Investitionen benötigen. Darüber, dass eine gute Öffentlichkeitsarbeit und offensivere missionarische Ausrichtung unserer Kirche helfen kann, dem Mitgliederschwund entgegen zu wirken ist bereits viel geschrieben worden. Mir erscheint es wichtig, auch darauf hinzuweisen, dass wir in den Strukturdebatten häufig auf unsere traditionellen Angebote und damit auf eine kleine Schar an aktiven Kirchenmitgliedern, die sogenannte „Kerngemeinde“ fixiert sind. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit sollte diese Fixierung aufbrechen und den Blick auf die ganze Gemeinde und damit viel stärker auch auf die vielen Kirchenglieder, die unsere Angebote finanzieren, aber bislang kaum nutzen richten.
Wir müssen unsere Angebote stärker Evaluieren und Ressourcen auch gezielter einsetzen! Jedes Jahr machen wir die sogenannte „Statistik 2“, bei der Gottesdienstbesucherinnen, Konfirmandinnenzahlen etc. abgefragt werden. Interessanter Weise spielen hier Zugriffszahlen auf Internetseiten oder Social Media Profile, Zahlen von Followern, Abonnenten und Freunden unserer Online- Angebote noch keine Rolle. Leider bleibt die Erhebung der Zahlen in der Regel auch ohne Konsequenzen. Können wir uns eine Kirche vorstellen, in der wir uns konsequent Ziele Stecken, Angebote nach ihrem Erfolg bewerten und wenn nötig auch verändern? Wie wäre es, wenn der Kirchenvorstand eine Krisensitzung einlegen würde, weil die Konfirmandinnenzahlen hinter den Zahlen der Jugendlichen im Konfirmandinnenalter in der Gemeinde und im Ortsteil zurück bleiben? Wenn die Gemeinde von Twitter auf Instagramm wechselt, weil dort mehr junge Familien zu erreichen sind…
Wir sollten den biblischen Wert des Teilens auch für Online Angebote wiederentdecken! Wir brauchen eine kirchliche Open Source und Creative Commons- Kultur. Die biblische Botschaft, dass teilen nicht ärmer, sondern reicher macht gilt um so mehr für die digitale Welt. Jesus hat im Wunder der Speisung der 5000 gezeigt, wie viel man mit Gottvertrauen und konsequentem Teilen erreichen kann. Dies gilt umso mehr im Online Bereich und in sozialen Netzwerken! Wo können wir uns gegenseitig helfen, unseren Social Media Auftritten größere Reichweite zu verschaffen? Wo können wir einmal erstellte Inhalte, Bilder, Videos, Texte, oder sogar Programmcode noch konsequenter für alle zur Verfügung stellen? Wie wäre es, mit einer Internetplattform für christliche Bilder und Videos, die von allen verwendet werden können? Oder wie wäre es mit einer kirchlichen Modellagentur, in der sich Menschen ehrenamtlich bereit erklären für die Kirche ihr Gesicht zu zeigen? Neue Herausforderungen brauche neue Ideen und vor allem auch neue Formen der Zusammenarbeit und des Teilens!